Burnout - bin ich schon drin oder was

Wie du erkennst, wo du stehst…

Burnout ist in aller Munde und ein mittlerweile wenigstens meistens anerkannter Zustand, den sich sicherlich keiner wünscht. Das ist nämlich nicht schön, dieses Gefühl. Nichts geht mehr – rien ne va plus – absolute Erschöpfung, Hilflosigkeit und Verzweiflung.

Ich habe 2013 eine Weiterbildung gemacht, u. a. beinhaltete sie den Burnout-Berater. Und ich sollte mich mit den 10 auffälligsten Burnout-Symptomen beschäftigen und diese vortragen. Ich hatte so eine Angst, diesen Vortrag zu geben! Ich habe ganz mechanisch meine Kärtchen durchgearbeitet und meine Mitschüler waren sichtlich gelangweilt. Irgendwann machte es Klick und ich begann, aus meiner eigenen (damaligen) Arbeitswelt diese Phasen zu erzählen. Und siehe da – meine Mitschüler wachten auf und waren auf einmal ganz interessiert. So habe ich den Vortrag noch für mich zu einem guten Ende bringen können – unangenehm war allerdings die Erkenntnis, dass ich mich selber in einem Burnout befunden hatte!

Aber von vorne:

Burnout entsteht nicht von heute auf morgen. Es ist ein schleichender Prozess, der aus engagierten, idealistischen Menschen mit der Zeit erschöpfte, ausgebrannte und zynische Mitarbeiter macht. Dadurch, dass der Prozess so schleichend ist, wird oft nicht erkannt, wo die Reise hin geht. Frühe Warnzeichen werden einfach ignoriert á la „Jeder hat mal Stress!“ oder „Das wird schon wieder.“ Auch sehr beliebt: „Stell dich nicht so an!“ oder „Mach eine Faust in der Tasche und durch!“.

Mit der Zeit schleichen sich dann die körperlichen Beschwerden und psychosomatischen Erkrankungen ein. Ganz still und leise. Dann ziept es mal hier und schmerzt mal da: „Ich werde halt alt!“ Oder die Nase läuft schon wieder, schon das vierte Mal in diesem Jahr: „Na ja, mein Immunsystem – nehme ich halt ein paar Pillchen mehr!“ Oder die Kopfschmerzen wollen einfach nicht weggehen: „Ach, wozu gibt es denn Aspirin & Co.!“ usw. usf.

Dabei wäre es so wichtig, diese Zipperlein ernst zu nehmen und zu erkennen, was da gerade in einem los geht. Und wenn das geschieht, können wir handeln – tätig werden – für uns sorgen.

Schauen wir uns doch mal an, woran du erkennen könntest, wo du gerade stehst:

1. Schwindende Empathie – Mitgefühl ade!

Ganz langsam geht es los. Der Blick und der Sinn für die Details bei der Arbeit verschwinden, z. B. gehen wir nicht mehr so freundlich und locker mit Kunden oder Kollegen um oder wir verhindern sogar den Kontakt mit dem ein oder anderen, weil wir uns einfach nicht mehr damit auseinandersetzen wollen.

Im Privatleben haben wir keine Zeit mehr für Freunde oder einfach keine Lust! Die Power schwindet und jeder Kontakt wird anstrengend und lästig. Und mit der Zeit merken wir, dass kaum noch jemand übriggeblieben ist, weil wir mit unserem geringen Kontakt viele verprellt haben. Die Folge? Eine verdammt einsame Zeit!

Und zuerst wird die Empathie weniger und wir dann negativer. Das ist das Schlimmste! Das ist nämlich der Punkt, wo wir anfangen, andere Menschen abzuwerten, damit wir unsere eigene Stellung aufwerten können. Ist es das wert?

2. Angst – Panikattacken im Anmarsch!

Die Angst kommt einfach so vorbei – oft ohne erkennbaren Grund. Die Auslöser nehmen wir bewusst überhaupt nicht wahr, jedoch werden die immer mehr, je länger der Prozess voranschreitet.

Irgendwann ist es die berühmte „Fliege an der Wand“, die entweder zum Ausrasten (was übrigens auch oft aus Angst heraus resultiert) oder zur Panik führt. Ganz schlimm wird es mit der Angst oder Panik dann, wenn wir das Haus gar nicht mehr verlassen können!

3. Desinteresse – Null Bock auf gar nix!

Was anfangs für uns mit Idealismus, Leidenschaft und Lust begann, führt irgendwann dazu, dass wir überhaupt keine Lust mehr haben, auch nur den Kuli in die Hand zu nehmen. Unsere Stimmung sinkt und sinkt und sinkt – das Umfeld reagiert natürlich darauf – wer will schon mit einem ewigen Meckerer zusammen sein?

Das wird jedoch zum Hamsterrad, weil die Stimmung dadurch natürlich noch tiefer sinkt – „mag mich ja eh keiner“ und „interessiert sich ja auch keiner für mich“. Der Lust oder dem Interesse an der Arbeit ist das natürlich alles andere als förderlich.

4. Überzogenes Engagement – Arbeiten ohne Pause!

Hört sich komisch an, ist aber so. Von Null Bock auf „Was ist denn eine Pause?“.

Das kann tatsächlich passieren – schließlich haben wir ja keine Empathie mehr für die anderen – die für uns ja auch nicht – dadurch fühlen wir uns isoliert und unnütz. Also was passiert?

Hauen wir mal so richtig rein in die Tasten (oder wo auch immer) und arbeiten, als gäbe es kein Morgen mehr! Und dadurch bringen wir uns ja in eine Position, in der wir gebraucht werden – schließlich kann das ja auch kein anderer so gut wie wir – wir sind unersetzlich!

Und da unser Privatleben ja mittlerweile auch brach liegt, braucht uns dort auch keiner – also wozu denn Feierabend machen? Auf Arbeit werde ich gebraucht – da bin ich wichtig – schließlich mache ich meine Arbeit ja auch so richtig gut.

Kommentare von Kollegen? Ich mache mich unbeliebt? Ist mir wurscht – meine Empathie ist doch sowieso weg – im Übrigen auch die Selbstempathie, also das Mitgefühl für mich selbst – das ist ja auch abgehauen.

5. Suchtverhalten – Extreme dominieren!

Ach, es gibt doch eh keine Lösung für mich – dann ist es doch gut, wenn ich mich mal kurz ablenke – nur ganz kurz – so für ein Stündchen oder so.

Was kann ich machen? Hmmmm – also das neue Computerspiel – ja super, das hört sich gut an – Ups! Ich wollte doch nur eine Stunde – jetzt ist es schon 3 Uhr nachts…

Ein Gläschen Wein oder ein Bierchen? – Ach, ist doch nur ein Glas am Abend, wenigstens mal kurz entspannen – und weil es so gut schmeckt, kann das zweite Glas ja auch nicht verkehrt sein…

Ich knall mich auf die Couch und glotz TV – da schaue ich mir mal an, wie andere so ticken – schön, die Welt durch die Augen eines Gerätes zu sehen…

Ich denke, die Liste könnte ich endlos weiter fortführen. Ablenkungsmöglichkeiten gibt es schließlich en masse. Leider ist der Grad zur Sucht so schmal, dass der ein oder andere es gar nicht mitbekommt. Und vor allem bekommen wir nicht mit, dass diese Ablenkungen keine wirkliche Erholung darstellen – es ist nur eine Flucht, die uns eine heile Welt vorspielt – und wir werden noch mehr in die Negativspirale hineingezogen, wenn wir merken, dass wir wieder in die böse, böse wirkliche Welt hinausmüssen – in die Realität….

6. Veränderte Essgewohnheiten – Alles andere als gesund!

Druck regiert die Welt! Die Welt wird immer schneller und schneller und am schnellsten – und wir sollen und müssen mithalten – sonst verlieren wir unseren Job und unsere Existenz ist bedroht. Also nutzen wir doch die Pause, die eigentlich als Ruhephase dienen soll, um mal eben schnell etwas zu essen, was gerade da ist oder schnell geht oder was der Pizzabäcker produziert hat (nichts gegen Pizza! Ich liebe Pizza!) Entweder schlingen wir das Essen herunter, weil wir ja keine Zeit haben oder (noch besser!) wir essen gleich während der Arbeit.

Oder aber wir essen gar nichts. Keine Zeit! Der Magen gewöhnt sich daran und gibt irgendwann auf, sich mit Magenknurren zu melden. Er findet sich damit ab, dass er nichts bekommt – auf Dauer holt er sich halt bei den anderen Organen oder beim Körper Hilfe – ist ja genug Hilfe da…

Gesund und ruhig Essen? Das Essen genießen? Das wird zum absoluten Luxus… Das Blöde ist nur der Effekt: entweder nehmen wir unkontrolliert zu oder wir magern unkontrolliert ab – in beiden Fällen streikt der Körper irgendwann – gleichzeitig haben wir deutlich weniger Energie, die wir ja eigentlich für die Bewältigung der Anforderungen brauchen – also fühlen wir uns noch schlechter, als sowieso schon und wir leiden noch mehr…

7. Schlafstörungen – Dauerbegleiter Müdigkeit!

Dadurch, dass wir unsere volle Energie in die Arbeit stecken, diese durch die schlechte Ernährung nicht wieder aufgefüllt wird und wir uns keine Erholungsphasen gönnen können, stellen sich irgendwann ganz böse Geister ein, die uns auch noch den Schlaf rauben. Einschlaf- oder Durchschlafstörungen – ich habe in den letzten Jahren so unglaublich viele Menschen kennengelernt, die damit ein Thema haben – unfassbar!

In Bezug auf die Arbeit wird das Gedankenkarussell in Gang gesetzt in dem Moment, wo wir eigentlich endlich mal zur Ruhe kommen könnten – da denken sich die kleinen bösen Geister allerdings „Yipeeeh! Endlich mal Zeit für uns!“ Und es dreht sich und dreht sich und dreht sich…. Unaufhörlich und die Themen sind so etwas von unterschiedlich und springen zum Teil schneller hin und her – so schnell kann niemand am Fernseher zappen.

Das Übel: Der Schlaf ist so unglaublich wichtig! Unser Geist braucht diese Erholungsphase, um verarbeiten zu können – um wichtige Erlebnisse/Erfahrungen/Informationen ins Unterbewusstsein abzuspeichern und unwichtigen Kram rausschmeißen zu können. Das funktioniert leider nicht, wenn das Karussell sich laufend weiterdreht und somit unseren Geist überbeschäftigt.

Na ja, es gibt ja Schlaftabletten o. ä. – Ja, das ist korrekt – allerdings verhindern diese die Verarbeitung des Tages – mal ganz abgesehen davon, dass sie sehr schnell abhängig machen können – und vor allem sind sie bestimmt, und zwar ganz bestimmt keine Dauerlösung!

Dann bitte schön eher noch ein Melatonin-Produkt – davon gibt es ja mittlerweile einige auf dem Markt. Jedoch bitte möglichst auch nur vorübergehend! Überdenke und verändere lieber deine Gewohnheiten – das ist auf Dauer gesünder und zudem auch günstiger…

8. Ständig krank – Schon wieder!

Es fängt an mit einer harmlosen Erkältung. Ein kleiner Schnupfen – ach, wer bleibt denn wegen so etwas zu Hause? Das habe ich bei meiner damaligen Arbeitsstelle sehr häufig erlebt (und auch selbst getan!). XY oder YX kamen ins Büro und waren erkältet. Nicht, dass sie sich selbst keine Erholung gönnen wollten, haben sie gleichzeitig dafür gesorgt, die Rüsselseuche noch schön zu verteilen, damit noch mehr Kollegen krank werden.

Davon allerdings abgesehen, wird der Schnupfen ja nicht richtig auskuriert, so dass er sich heimlich, still und leise zu einer Grippe ausbreiten kann – dazu kommen mitunter permanente Kopfschmerzen, Schwindelanfälle, Tinnitus, Magen-Darm usw. usf.

Klassische körperliche Reaktionen sind dann erhöhter Pulsschlag, ein höherer Cholesterinspiegel und auch das Abwehrsystem leidet. Wenn das erreicht ist – Glückwunsch! Willkommen im Teufelskreis! Sind wir in diesem Zustand, empfinden wir den Stress noch stärker, als sowieso schon.

9. Isolation – Alleine unglücklich!

Je mehr uns der tägliche Alltag nervt und anstrengt, desto stärker wird der Rückzug, den ich oben bereits erwähnt habe. Je weiter die Isolation zunimmt, desto schlimmer wird es. Nicht nur, dass wir zu viel Zeit alleine verbringen, wir bekommen auch kein Feedback mehr von außen – weder negativ noch positiv – und das ist das eigentliche Thema!

Wenn wir kein Feedback von außen bekommen, fühlen wir uns noch minderwertiger und unnützer. Keiner interessiert sich für uns – keinem ist wichtig, ob es uns gut geht oder nicht – mit keinem können wir unsere Gedanken teilen… Je länger dieser Zustand anhält, umso sicherer ist es, dass der Ausweg aus dieser Situation immer schwieriger wird.

Natürlich kannst du auch alleine glücklich sein – sogar sehr! Das ist hier nicht gemeint! Denn auch wenn du mit dir im Reinen bist, es dir alleine gut geht und du eigentlich niemanden brauchst – ein bisschen Austausch mit anderen Menschen wird dich auf deinem Weg immer ein Stückchen weiter bringen…

10. Sexuelle Probleme – (Un-)Ruhe im Bett!

Durch die tägliche Überforderung und die mangelnde Anerkennung kommt es ja, wie bereits erwähnt, zu dem allabendlichen Gedankenkarussell. Mit der Zeit sind wir dadurch fix und fertig – siehe Schlafmangel.

Unser gestresster Kopf hat irgendwann Besseres zu tun, als an Sex zu denken – also im wahrsten Sinne kommt es zur „toten Hose“. Der bereits häufiger erwähnte Rückzug breitet sich bis in den Unterleib aus – und das ist nicht geschlechterabhängig.

Manchmal tritt allerdings auch das Gegenteil ein – die Probleme werden mit Sex kompensiert. Gerne auch mit wechselnden Sexpartner – das ist dann der Punkt, wo man(n – oder frau) wenigstens einmal kurz das Gefühl hat zu leben. Einmal für kurze Zeit vermeintlich nur genießen – denkt man(n) oder frau.

Für den Moment ist das vielleicht auch eine gute Sache, wem es Spaß macht. Auf Dauer betrügt sich jeder jedoch nur selbst – die eigentlichen Probleme verschwinden dadurch nicht – und nicht selten kommt es sogar vor, dass wir uns danach noch einsamer und unnützer fühlen, als es ohnehin schon der Fall war.

Kommt dir das ein oder andere bekannt vor? Hoffentlich nur aus der Theorie oder aus der Vergangenheit! Wenn es dir eher aktuell bekannt vorkommen sollte, dann achte bitte auf dich und nimm die Zeichen wahr! – Werde aktiv! – Sorge für dich!

Es ist DEIN Leben und DIR soll es gut gehen – allerdings bist auch DU der einzige Mensch auf dieser Erde, der dafür sorgen kann, dass es so ist oder wird…

Das musst du ja nicht alleine tun – es gibt jede Menge Hilfe – es ist nur ein kleiner Schritt…

Gib gut auf dich acht!

Deine Tanja

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Das will ich noch sagen…

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